Aquaponik – das etwas andere Gemüsebeet

Aquaponik – das etwas andere Gemüsebeet

Als Aquarianer hat man sicher schon einmal irgendwo von Hydroponik und Aquaponik gehört. Doch was ist das Ganze eigentlich? Der Grundgedanke von Aquaponik ist anfallende Produkte der Fischhaltung wie Kot und andere Nährstoffe im Wasser als Nährboden für Nutzpflanzen zu benutzen. Die häufigste Anwendung von Aquaponik in Kombination mit Aquarien ist wohl der Anbau von Kräutern.

Möglicher Aufbau Aquaponik

Der Grundaufbau bei der Aquaponik ist, dass Aquarium Wasser aus dem Becken herausgeleitet, an den Wurzeln der Pflanzen vorbeigeführt und dann zurück ins Aquarium geleitet wird.
Man versucht hierbei einen Kreislauf aufzubauen indem das Wasser mit seinen vorhandenen Nährstoffen vom Becken über die Pflanzen immer wieder ins Becken zurückfließen. Wichtig dabei ist, dass das Aquariumwasser nur an den blanken Wurzeln der Pflanzen vorbeifließt, bzw. die Wurzeln der Pflanzen durch das Wachstumssubstrat durchwachsen und im Wasser hängen. Dies ist vor allem wichtig, wenn man als Pflanzsubstrat Erde verwendet. Nicht nur das Erde möglicherweise Düngersalze enthält die dem Aquarium und seinen Bewohnern schaden können, befinden sich in der Erde viele Algensporen die das Wasser unnötig belasten.
Wächst die Pflanze hingegen in Steinwolle oder bspw. Tonkugeln kann das Wasser mehr von den Wurzeln ohne Sorge um Probleme berühren und durchfließen.

Für diejenigen die jetzt überlegen ihre Pflanzen oder Kräuter direkt ins Aquarium zu hängen und den ganzen Aus- und wieder Zurückführenden Kreislauf gar nicht erst bauen zu wollen, können dies natürlich auch machen. Zu beachten wäre nur, dass das Aquarium dafür nicht abgedeckt werden darf, bzw. eine Öffnung in einer Abdeckung geschaffen werden muss. Außerdem sollte man sich darauf einstellen, dass eventuell Fische und andere Bewohner im Aquarium sich an den Wurzeln vergreifen werden.


Bei einer größeren Aquariumanlage oder einer größeren Innenhälterung bei denen mehr Nährstoffe durch Futter und Tierbesatz anfallen, können auch größere Nutzpflanzen oder größere Einheiten am System angehängt werden. Bei größeren Anlagen kann auch schon ein Malawibecken genügen um größere Pflanzen wie Tomaten, Erdbeeren und Salate anzubauen.

Skalierbarkeit der Indoor Gemüse Anlage

Jetzt könnte man denken mit einem Pott Basilikum, Petersilie und einer Tomatenpflanze ist es getan. Doch solche Anlagen können weit mehr als das. Wenn wir davon ausgehen, dass das Becken durch Fütterung und anderer Einflüsse genügend Nährstoffe im Wasser sind, kann eine solche Anlage immer mehr mit weiteren Pflanzen erweitert werden.
Hier sprechen wir nicht mehr nur von 2 Töpfen mit Kräutern und einer Tomate. In der Theorie kann eine solche Anlage unbegrenzt erweitert werden, wobei wir hier natürlich kurz stoppen müssen. Es ist keineswegs das Ziel eine solche Anlage unendlich zu erweitern, dass wir ganze Städte damit ernähren können. Das wird weltweit zwar bereits gemacht, würde aber unseren zeitlichen Rahmen in mehrere Vollzeitstellen umwandeln, mit viel technischen Aufwand und nicht zu vergessen brauchen wir auch noch genügend Nährstoffe im Wasser, dass die Gemüsepflanzen wachsen und zugleich auch leckere Früchte produzieren können. Sollte Euch das Thema zur industriellen Aquaponik oder Hydroponik, gebt in der Suchmaschine eures Vertrauens mal „Indoorfarmen“ oder „Vertical Farming“ in die Suchleiste ein. Ein mega spannendes Thema wie ich finde.

So, nach kurzer Abschweifung in industriellen Gefälle der Aquaponik zurück zur Skalierbarkeit. Als Grundlage der Aquaponik können und müssen wir die Nährstoffe im Wasser im Auge behalten. Sprich vor allem Kot und abgestorbene Pflanzenteile. Diese werden unser Nährboden in der Aquaponik um gesunde und ertragreiche Pflanzen zu ziehen. Es klingt im ersten Augenblick vielleicht erst einmal ekelig mit dem Kot der Fische Lebensmittel zu produzieren, doch da die klassische Landwirtschaft mit Gülle und Co wohl doch etwas heftiger.

Leider gibt es keine mir bekannte Faustformel die Verrät wie viel Fische gleich wie viel Gemüse in der Aquaponik Anlage entsprechen. Dies liegt vor allem daran, dass jedes Aquarium, auch wenn es identisch gebaut, mit gleichen Besatz, Futtermenge und gleicher Deko, immer ein Unikat ist. Die Menge an Nitrifikanten die sich um die Umwandlung von Kot und Pflanzenteilen in für Pflanzen nutzbares „Material“ verarbeiten sind immer unterschiedlich vorhanden und effizient. Wenn man aber merkt, dass Algen im Aquarium die Macht an sich reißen wollen, dann könnt ihr Eure Aquaponikanlage sicher um die ein oder andere Pflanze ergänzen. Wie gut diese wachsen wird euch schnell zeigen wie viele Nährstoffe ihr tatsächlich im Wasser habt.

Aquaponik als Wasserfilter – sinnvolle Nutzung

Ein wichtiger Bereich den ich zum Schluss noch einmal ansprechen mag ist die Nachhaltigkeit. Sollte man sich den Aufwand überhaupt machen nur um ein paar frische Kräuter und vielleicht ein paar Tomaten zu ernten? Das geht doch auch wunderbar auf der Fensterbank?
Ich sage ja, das geht sogar wunderbar auf der Fensterbank, doch wenn wir über das oben beschriebene mal ein wenig nachdenken, dann fällt uns vielleicht auf, dass wir das belastete Wasser sinnvoll nutzen. Natürlich sollten wir trotzdem regelmäßig einen Wasserwechsel in unserer Aquarienanlage machen, doch wenn wir vorher ein paar Nährstoffe aus dem Wasser ziehen die sowieso durch Fütterung unserer Lieblinge anfallen und sonst 1 zu 1 in die Kanalisation wandern würden, um da mit teils chemiekalischer Bindung aus dem Wasser entfernt werden müssen und sonst weiter unser Grundwasser belasten, kann man diese auch benutzen um etwas leckeres zu zaubern.

Zusammengefasst entziehen unsere Nutzpflanzen in der Anlage dem Wasser also Nährstoffe die bei höherer Dosierung auch unseren Aquariumbewohnern schaden. Sie dienen quasi als Wasserfilter unserer Anlage und sorgen für sauberes Wasser, sollten aber keineswegs als alleiniger Wasserfilter agieren. Hier empfehlen wir je nach Aquariumgröße, Besatz und Co mindestens noch einen Luftheber Schwammfilter indem sich für das Aquarium Lebensnotwendige Bakterien ansiedeln und das Wasser auch schützen, sollte die Anlage mal ausfallen, abgeerntet oder nicht ausreichend durchströmt sein.

Wo sich Aquaponik richtig lohnt

Eine besonders lohnenswerte und dementsprechend etwas größere Anlage lohnt sich bei der Hälterung von Koi Karpfen. Hier kann man diese nicht nur an eine Innenhälterung anschließen, sondern auch mit einer kleinen extra Pumpe aus dem Gartenteich (bei Kois die Pflanzen nicht direkt ins Wasser hängen – die Wurzeln werden von den bunten Bewohnern direkt als Vorspeise vernascht). Wichtig dabei ist nur, dass wir den Wasserzufluss nicht hinter unseren Filter setzen, sondern davor – sprich direkt aus dem Teich/ Becken. So nehmen wir am meisten Nährstoffe mit..

In einer Koi Karpfen Anlage lohnt es sich der Anbei von Nutzpflanzen besonders, da diese nicht nur sehr viel gefüttert werden, sondern Nahrung auch relativ schlecht verstoffwechseln können und danach wieder ausscheiden. Dementsprechend fallen sehr viele Abfallprodukte an, welche unserer Pflanzen in der Aquaponik lieben werden um daraus nicht nur kräftig zu wachsen, sondern auch leckere Früchte tragen werden.
Und sagen wir es mal so. Wer hätte denn nicht gerne ein kleines Erdbeerfeld direkt neben seinem Teich um im Sommer nebenbei ein wenig zu naschen? 🙂

Schreibe einen Kommentar